Freitag, 23. Juni 2017
Zwillingsglück
Und dann sind sie da.

Deine "Traumschangerschaft" (während der du ohnehin schon zweimal für mehrere Tage in der Klinik warst wegen deiner vorzeitigen Wehen und der Schmerzen) gipfelte in einem weiteren zweiwöchigen Klinikaufenthalt, weil deine Symphyse derart überlastet war, dass du solche Schmerzen hattest, dass du (und das ist ja leider nicht übertrieben) weder sitzen noch stehen, geschweige denn mehr gehen konntest. Und machen wir uns nichts vor, selbst im Liegen war es nur erträglich wenn du die Luft angehalten und dich tot gestellt hast.
Also musstest du in die Klinik, auch wenn von Geburtswehen noch weit und breit nichts zu sehen war. Denn was hättest du sonst tun sollen, du solltest ja ständig zum Frauenarzt, aber wie soll das gehen wenn du dich nicht bewegen kannst.

Also hast du zwei Wochen panisch und unzufrieden in einem Krankenhausbett gelegen, panisch weil sie jeden Tag aufs Neue diskutiert haben, ob sie dich nicht doch entlassen, weil - Zitat "Du das schon irgendwie wuppen wirst und ja nach dem Wochenende wieder kommen kannst, falls es gar nicht geht" ... Was ist das denn für eine Logik?! - und unzufrieden, weil du mit Paracetamol vollgepumpt warst bis obenhin und immernoch Schmerzen hattest.

Aber nach tagelangen Diskussionen waren die Ärzte endlich bereit, dich zu erlösen und die Geburt einzuleiten. Du warst mittlerweile an dem Punkt, wo du jeder Frau, die behauptet, schwanger zu sein sei eine solche Erfüllung und so weiter, den Hals umdrehen, sie sehr tief begraben und auf den Grabstein "LÜGNERIN" schreiben wolltest.
Aber Gott sei Dank war dir eine solche Frau schon lange nicht mehr begegnet, weil in der Klinik auf deiner Station nur Frauen waren, denen es ähnlich beschissen ging wie dir.
Deshalb warst du einfach nur sehr dankbar und glücklich über diese kleine Tablette, die dir die Ärztin morgens um 7 eingeführt hat.

Allerdings nicht sehr lange. Denn aus "und Sie kommen jetzt einfach einmal die Stunde zur Kontrolle zu uns in den Kreißsaal und ansonsten machen Sie es sich in Ihrem Zimmer bequem und warten einfach ab" wurde mal sowas von gar nichts.
Schon die erste Stunde hast du nur mit Mühe überlebt und bist um 8 eher scheintot als strahlend vor Glück über die bevorstehende Geburt im Kreißsaal angekommen, so sehr hat diese blöde Symphysenbit*** auf die Einleitung reagiert. Das einzig Gute daran war, dass du deine PDA wahrscheinlich so schnell wie nie eine Gebärende zuvor bekommen hast.
Und das war richtig toll. Endlich hast du eine wohlverdiente Pause gekriegt. Nichts tat dir mehr weh, du hast so entspannt wie seit Monaten nicht mehr auf dem Kreißbett gelegen und dir von deinem Freund vorlesen lassen.
Und als dann die Blase gesprungen war ging alles ganz schnell. Später würdest du deinen Freund fragen, bei welcher Geburt er eigentlich dabei gewesen ist, weil er vor jedermann steif und fest behauptet, es sei ein Kinderspiel gewesen (für ihn) und nicht halb so schlimm wie er es sich vorgestellt hätte, denn du hättest überhaupt nicht geschrieen. Dass du nach der Geburt innerhalb einer halben Stunde 5 Liter Wasser getrunken hast, weil du vom vielen Schreien und Kreischen so ausgetrocknet warst, hat er offenbar verdrängt.
Du aber auch, denn trotz dessen, dass du (entgegen der Überzeugung aller) keine Traumschwangerschaft hattest, hattest du eine Traumgeburt!
Um nicht zu lügen, die PDA war zwar klasse, aber wenn der Kopf eines Babys geboren wird tut das weh. Sehr unglaublich abartig ichkriegekeineLuftmehr weh! Und in diesem Augenblick kriegst du die größte bis dato erlebte Panik, weil du musst das ja gleich nochmal machen.
Gott sei Dank hast du dich aber in dem Moment erinnert, dass du gelesen hast, dass das zweite quasi "hinterherrutscht" und so war es dann auch bei dir.
Innerhalb einer Stunde ab Beginn der Presswehen hatte dich ein Team aus knapp 15 Personen (Kinderärzte, Hebammen, Hebammenschülerinnen, Ärzte, Arzthelfer and so on) von zwei zauberhaften Jungs entbunden, die beide über 2,5 kg wiegen und nach kurzen Startschwierigkeiten bei Nr 1 kerngesund in deinen und den Armen deines Freundes liegen. In deinem Fall friedlich schlafend und im Fall deines Freundes fleißig plärrend, was dich sehr amüsiert, der frischgebackene Vater etwas stressig findet.

Du bist jetzt Mama. Du bist Mama von zwei perfekten, unendlich süßen Jungs. Mama der - natürlich - schönsten Kinder, die diese Welt je gesehen hat. Und deshalb ist dir mal sowas von egal, wie Schwangerschaft und Geburt verlaufen sind und was du für Schmerzen erlitten und wie oft du deinen Freund angeschnauzt hast, dass "wir das garantiert nie wieder machen!!!".

Du bist glücklich. Und du wirst es auf jeden Fall wieder tun!

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Zwillinge - und jetzt?!?
Wenn man schwanger mit Zwillingen ist, hat man vor tausend Dingen Angst was die Zeit nach der Geburt betrifft und neunhundertneunundneunzig drehen sich um das Problem: Ich habe nur 2 Hände und 2 Arme und die braucht man eigentlich schon für EIN Kind. Ich kriege aber ZWEI. Also WIE soll das jemals funktionieren???!!!???

Mit jedem Tag der Schwangerschaft wachsen diese Ängste zusammen mit deinem Bauch, bis du irgendwann am Tag x angekommen bist.
Dein Zwillingsbauch ist inzwischen so riesig, dass er - obwohl du dir schon absolut sicher warst dass du ohne davon kommst - von einem Netz lilaner Schwangerschaftsstreifen überzogen ist, bei jeder Bewegung tut deine Symphyse so weh wie nie etwas vorher in deinem Leben und meldet deinem Körper, dass er gerade quasi auseinander gerissen wird, was dir eine Heidenangst vor der Geburt macht, denn du möchtest natürlich entbinden, aber wenn du jetzt schon solche Schmerzen hast, wie sollst du das dann durchstehen und das auch noch zweimal, und davon dass dir sowieso alles und jeder über den Kopf wächst und du dich einfach nur unter der Decke verkriechen möchtest, wenn du denn noch zur Gänze drunter passen würdest fangen wir erst gar nicht an.

Dieser Tag kommt irgendwann, egal wie traumhaft die Schwangerschaft vorher verlaufen ist, egal wie sehr du von Verwandten, Freunden, der Hebamme, deiner Frauenärztin und wirklich jeder Frau über 50 der du auf der Straße begegnest gelobt worden bist für deine "Traumschwangerschaft". Er kommt. Und wenn er mal vorüber ist, dann Glückwunsch, denn du hast einen der schlimmsten Tage deines Lebens überstanden und eine ganze Menge schrecklicher aber wichtiger Erkenntnisse gemacht.
Erstens: Du bist lila gestreift und das wird ganz sicher ewig nicht und vermutlich nie wieder ganz weggehen!
Zweitens: Den nächsten Menschen, der dir an den Bauch tatscht und im gleichen Atemzug von deiner "Traumschwangerschaft" anfängt, den wirst du schlagen. Einfach so. Sehr fest. Weil du es kannst.
Drittens: Deine Nachbarn sind dir sehr egal. Ganz egal. So egal, dass du dich einen Dreck um ihre Hörnerven scherst und einfach schreist, heulst, jammerst, brüllst und weinst, weil du solche abartigen Schmerzen hast sobald du das Sofa verlässt.
ABER (und jetzt kommt's): Es ist jetzt eh egal.

Genau, es ist jetzt eh egal. Denn du bist nunmal schwanger mit Zwillingen und die werden kommen, egal wieviele Ängste, Schmerzen und routierende Gedanken du hast. Und das macht dich auf einmal nicht mehr ängstlich, denn was hast du eigentlich für ein riesiges verdammtes Glück!!!
Andere Leute versuchen jahrelang Kinder zu bekommen und kriegen nichtmal eins, was so ziemlich die schrecklichste Sache der Welt sein muss. Du dagegen bekommst sogar zwei! Zwei kleine wunderbare Geschöpfe, die dich ansehen und dann sehr laut schreien werden. Naja, hoffentlich nur in ihren ersten Minuten. Danach werden sie hoffentlich öfter Lachen und irgendwann laut und vernehmlich das erste mal "MAMA" sagen. Und darauf freust du dich, denn du kriegst diesen ersten "MAMA"-Moment gleich doppelt geschenkt.
Und deshalb ist es egal, dass du nur zwei Hände und zwei Arme hast. Du hast eine Hand und einen Arm frei für jedes deiner Kinder. Und das wird genügen!

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