Donnerstag, 17. August 2017
Zwillinge stillen
Als ich noch in der Schwangerschaft meiner Hebamme gesagt habe, dass ich vorhabe, meine Zwillinge voll zu stillen war ihre Antwort: "Das ist ein guter Vorsatz, aber ich kenne keine Zwillingsmama, die das geschafft hat."
Ja genau, dankeschön und der Grund dafür ist wahrscheinlich genau dieser Satz.
Es ist doch so: Nicht umsonst kann man überall lesen, dass das allerwichtigste beim Stillen die Zuversicht und Entspanntheit ist. Wenn ich glaube, dass ich etwas kann, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ich es tatsächlich kann beträchtlich. Das war schon als Kind beim Geräteturnen so.
Der Punkt ist aber, wenn man dabei nicht unterstützt wird von den Leuten, die quasi nur dafür da sind, um einen zu unterstützen, dann ist es echt ein harter Kampf.
Meine Hebamme glaubte schonmal nicht an mich, na gut, das ließ mich recht kalt, weil ich ohnehin der Überzeugung war, sie nicht zu brauchen, es sei denn bei einem meiner Kinder würde jemals ein Problem mit dem Nabel auftreten. Aber dann würde ich ohnehin zum Kinderarzt gehen.
Dann waren die beiden auf der Welt und in der Kinderklinik und ich wurde bereits am ersten Tag gefragt, ob ich sie jetzt stillen möchte. Ich war glücklich über soviel Vertrauen, sagte ja und stillte das erste Mal mein Kind.
Sie zeigten mir auch das beidseitige Stillen (also beide Kinder gleichzeitig), aber das fand ich sofort viel zu unentspannt für mich. Nett auch, dass ich damit trotzdem immer wieder bedrängt wurde. Ich meine, wenn eine Frau sagt, es fühlt sich für sie nicht gut an und sie möchte ihre Zwillinge lieber nacheinander stillen, warum kann man sie das nicht einfach tun lassen? Naja, soviel also zum Thema Vertrauen.

Lange Rede kurzer Sinn: Nach den üblichen anfänglichen Startschwierigkeiten und einem bei Zwillingen obligatorischen Rezept für eine Milchpumpe waren wir irgendwann daheim und eine Woche später stillte ich den ersten Tag voll, ganz ohne Fläschchen und es funktionierte tadellos.
Nun muss man sich als stillende Zwillingsmama ja immer wieder von Einlingsmüttern anhören wie unglaublich das alles sei und was man doch für Opfer bringen würde und ja - zu Anfang ist es zeitintensiv, bzw. war es zumindest bei mir, weil meine zwei Herzchen einfach noch nicht genug Kraft hatten, genug auf einmal zu trinken. Was zur Folge hatte, dass ich beide einmal gestillt habe und eine halbe Stunde später gleich nochmal. Dafür hatte ich danach aber bis zu 3 Stunden Ruhe.
Aber jedes Baby wird irgendwann kräftiger und schon mit 8 Wochen, wenn "normale" Babys im Durchschnitt eine halbe Stunde pro Mahlzeit stillen, brauchten meine zwei nur noch ca. siebeneinhalb Minuten. Bähm!

Und beim letzten Besuch meiner Wochenbetthebamme fragte sie mich doch tatsächlich, ob sie - falls jemals ein passender Fall auftreten sollte - meine Nummer an andere Zwillingsmamas weitergeben dürfe, die ebenfalls voll stillen möchten.
Danke, dass ich Sie belehren durfte, es war mir eine Ehre!

Da letztlich genau dieses Erlebnis dazu geführt hat, dass es diesen Blog überhaupt gibt kommen also nun meine Erfahrungen zum Thema Zwillingsstillen:

1. Lass dir alle "Stillarten" zeigen und wähle dann ganz selbstbewusst die aus, die dir am angenehmsten ist, egal ob du dafür vielleicht schief angeguckt wirst. Meine Familie und Freunde fanden es beispielsweise sehr lustig dabei zuzusehen, wie ich anfangs in der Rücken-/Footballhaltung gestillt habe, aber das war mir egal. Für mich war es richtig so, auch wenn ich irgendwann dann zur klassischen Wiegehaltung umgestiegen bin.
2. Wenn du vom Krankenhaus kein Rezept für eine Milchpumpe bekommst, dann hol dir eins vom Kinderarzt wegen Trinkschwäche (das geht bei Zwillingen immer) und verlängere es so oft du kannst!
3. Nutze die Pumpe. Zum einen ist es irre praktisch, wenn du mal länger weg musst und deine Kinder nicht mitnehmen kannst. Und zum anderen kannst du dann abends eine Mahlzeit voll abpumpen und mit der Flasche füttern, damit kriegst du auch diese blöden VitaminD-Tabletten einfacher in dein Baby rein.
4. Guter Schlaf ist alles! Wenn du tagsüber immer wieder nach dem Stillen den Rest mit der Pumpe rausholst, kannst du diese gesammelten Reste abends mit dazu tun bzw. teilweise im Kühlschrank für den nächsten Tag aufheben. So ist die Abendflasche größer, du kannst sicher sein, dass deine Zwerge aber sowas von pappsatt sind und sie werden dir (zumindest in den ersten Wochen) noch beim letzten Schluck tief und fest einschlafen.
5. Keine Sorgen machen!!! Klar kann es tricky sein, Zwillinge zu stillen, vor allem wenn sie wachsen und mehr Milch brauchen, du also mehr produzieren musst. Aber da du ja ohnehin jeden Tag nach jedem Stillen "drittes Baby" mit deiner Milchpumpe spielst, bist du darauf bestens vorbereitet. Das einzige was passiert ist, dass du tagsüber weniger Reste hast, die Abendflasche also ein paar Tage lang nicht ganz so monströs ausfällt. Aber was macht das schon.
6. Ganz entspannt bleiben! Du kannst das. Du bist eine Mama und dein Körper wurde dazu gemacht, deine Kinder zu ernähren, egal wie viele es sind. Also kannst du es, vor allem weil du es willst. Und das ist eh die Hauptsache, denn was man fest will, wird wahr!
7. Wenn es dir irgendwann zu viel wird dann steh dazu, das ist völlig okay. Bei mir war es etwa nach dreieinhalb Monaten so weit. Trotz aller Tricks konnte ich meine Milchmenge nicht mehr wirklich steigern und so artete es zunehmend in Arbeit aus und vorbei war es mit dem Genießen der ruhigen, entspannten Stillmomente, weil ich mir immer nur Gedanken darüber machte, ob wohl diesmal mehr übrig bleiben würde oder noch weniger. Also ja, verdammt mich als Rabenmutter, die ihren Kindern die wichtige Muttermilch wegnimmt, aber stillt ihr erstmal drei Monate zwei Babys, dann reden wir weiter!
8. Finde deinen eigenen Weg.
Ich habe in der Klinik und auch von meiner Hebamme ungefähr tausend Tipps und unerbetene Ratschläge bekommen, wie ich meine Zwerge am besten stillen soll und wann und wie oft und überhaupt. Bis hin zu der einen erwähnten Schwester, die mich jeden Tag damit genervt hat, ich solle doch nochmal das doppelte Anlegen versuchen. NEIN DANKE!!!
Es ist nie ein Fehler, sich Ratschläge anzuhören, ob von Fachpersonal oder Eltern und Großeltern. Aber letztlich musst du es machen, wie du es für richtig hälst, damit es wirklich entspannt klappen kann.

Schlusswort des Tages ist also: Mama hat immer Recht!

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